positionieren
In der Stille wird es laut
Meditation, die Wahrnehmung des Atems und das wiederholende Beten des Namens Jesu Christi – für Michaela Maas ist das kontemplative Gebet nach der Methode des Grieser Wegs nichts Abgehobenes, sondern Kraftquelle im Alltag
Das kontemplative Gebet, auch Jesusgebet oder Herzensgebet genannt, ist in Deutschland eng mit Haus Gries in Franken verbunden. Aufgebaut wurde es von dem Jesuiten Franz Jalics. Er bot die Möglichkeit zu Schweigeexerzitien, die in das Jesusgebet einführten. Franz Jalics war gebürtiger Ungar, lebte viele Jahre in Argentinien und wurde während der Militärdiktatur verschleppt. In der Einzelhaft betete er intensiv das Jesusgebet. Nach seiner Befreiung kam er nach Deutschland, baute in Gries das Exerzitienhaus auf und führte Menschen in das kontemplative Gebet ein. Vergangenes Jahr starb er im Alter von 93 Jahren in Ungarn.
Eine Lebenshaltung für den Alltag
Der Weg des kontemplativen Gebetes ist nichts Abgehobenes und auch nicht nur auf die Zeiten während der Meditation beschränkt. Vielmehr ist es eine Lebenshaltung, die man im Alltag immer wieder einüben kann. Das mache ich zum Beispiel, indem ich versuche, mit aller Aufmerksamkeit da zu sein, wenn ich jemandem zuhöre, ich koche oder mich um die Kinder kümmere. Sich bei Ablenkungen in die Gegenwart zurückzuholen, sich auf Gott hin auszurichten oder wie Franz von Sales es beschreibt, das Herz zurückzubringen, auch wenn es immer wieder fortläuft, braucht eben immer wieder liebende Hingabe und Zeit. So ist das Herzensgebet für mich zur Quelle geworden, aus der ich lebe.
Text: Michaela Maas
Foto: Hermann Pentermann